In uralten Berichten der Stadt Halle wurde die Hilfstätigkeit der Thalleute gelobt. Wenn die Sturmglocken ein Feuer meldeten, dann bildete sich vom Thale her zur Stadt eine lange Kette der Thalleute und von Hand zu Hand flog der Löscheimer, gefüllt mit Sole aus den Bornen. Wenn Wassersnot über die Stadt hereinbrach, waren die schwimmkundigen Halloren unermüdlich rettend tätig. Und als die Pest arg gewütet hatte, taten die Halloren die Aufräumearbeiten, freiwillig. Und die Brüderschaft behielt diese Tätigkeiten der Leichenbestattung seit dieser Zeit, in unserer Stadt bei.
Auf dem Wege „zu einer Leiche“ und nach deren Bestattung ließ sich der Hallore in Trauer nicht gern ansprechen. Ernst und Still ging er seines Wegs und war in der würdigen Tracht im Straßenbilde von Halle ein bekanntes wandelndes „Memento mori“.
(Abb. u. Text leicht modifiziert aus Hallorum Hallensis, Robert Moritz, 1927)
Weit in der Vergangenheit liegt das Geheimnis begründet, wann dieses Gewohnheitsprivileg entstand - vielleicht in notvollen Seuchenzeiten wie z.B. der Pest oder anderen Katastrophenzeiten für unsere alte Salzstadt Halle, wo die kräftigen, schwere Arbeit gewohnten Salzwirker zu dem von allen gefürchteten und gemiedenen Bergen und Bestatten der Leichen herangezogen wurden.
Die Trauerkultur der Halloren ist sehr traditionsverbunden. So regeln die Begräbnisordnungen, dass jedem Mitglied der Brüderschaft im feierlichen Zug das letzte Geleit zu geben ist. Dazu gehört das Tragen des Sarges ebenso wie das Begleiten des Zuges durch Fähndrich mit Brüderschaftsfahne, Kranzträger und Vornweggeher mit Palmenwedel und Zitrone.
Auch heute noch „wandeln“ Halloren im Trauerkleid an so manchem Tage durch die Stadt, auf dem Wege zu den hallischen Friedhöfen. Sie führen das Grabgeleit weiter durch und halten die Tradition aufrecht - wie seit jeher, noch immer würdevoll und traditionsbewusst.