Geschichte der Halloren

Halle an der Saale ist heute mit 232 264 Einwohnern (Stand 30.09.2014) die größte Stadt im Bundesland Sachsen-Anhalt. Die jahrtausendalte Siedlungsstätte wurde nach neueren Erkenntnissen im Jahr 806 erstmals als Ort "Halla" chronistisch erwähnt. Ihren Ursprung verdankt sie den im städtischen Siedlungsgebiet zu Tage tretenden Sole-Quellen.

Im Zentrum der Stadt, dem noch heute so ge- nannten "Hallmarkt", standen die strohbedeckten Siedekote - die mittelalterlichen Stätten der Salzbereitung.

Vier Soleborne (Brunnen) lieferten über Jahrhunderte hinweg hochprozentige Sole, aus welcher die Salzwirker das Siedesalz herstellten. Im Jahre 1491 schlossen sich diese Salzarbeiter zu einer noch heute existierenden Brüderschaft zusammen, die unter dem Namen "Salzwirker- Brüderschaft im Thale zu Halle" bekannt wurde.

Diese Brüderschaft, deren Mitglieder Halloren genannt werden, gibt es nur in Halle an der Saale.

Sie überdauerte alle Jahrhunderte bis heute, war zu allen Zeiten handlungs- und rechtsfähig.

Die Brüderschaft der Salzwirker, zuerst ein religiös ausgerichteter Zusammenschluss, entwickelte sich sehr schnell zu einer streng organisierten Arbeits- und Lebensgemeinschaft.

Die mittelalterliche Brüderschaftsordnung enthielt bereits soziale Aspekte, so wurde zum Beispiel die Witwen- und Waisenversorgung festgeschrieben. Die Salzbereitungsstätte selbst, "Thal" oder "Halle" genannt, war ein eigenständiger Kommunal- und Gerichtbarkeitsbereich innerhalb der Stadt, welcher nicht durch die Ratsherren, sondern durch den eigens vom Landesherrn eingesetzten Salzgrafen sowie den Oberbornmeistern verwaltet wurde.

Im Besitz der Brüderschaft befindet sich um- fangreiches Schriftgut - die ältesten Stücke aus dem 14. Jahrhundert stammend -, Fahnen sowie andere historische Gegenstände.

Besonders wertvoll ist der Silberschatz der Halloren, der gegenwärtig aus 94 silbernen, zum Teil innen vergoldeten Bechern und Pokalen besteht. Der älteste Becher ist mit 1671 datiert und wurde von halleschen Bürgern gestiftet. Zu den jüngst gestifteten Bechern gehört unter anderem ein Becher, welcher 2003 anlässlich der Festlichen Salztafel durch den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Herrn Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, überreicht wurde.

Ein anläßlich des 500jährigen Bestehens der Universität gestifteter Becher fand im Jahre 2002 ebenfalls Eingang in diese einmalige Sammlung. Einer der Becher wurde unserer Brüderschaft am 20. Mai 2006 im Rahmen der 1200-Jahr-Feier unserer alten Salzstadt Halle mit einer neuen Brüderschaftfahne durch die Oberbürgermeisterin, Frau Ingrid Häußler, überreicht.

Im Jahr 1868 wurde das Salzsieden im "Thal" eingestellt und auf dem Gelände der heutigten Salinehalbinsel mit übernommen.

Endgültig aufgegeben werden mußte die Salzproduktion im großen Stil dann im Jahre 1964.

Die derzeit 50 Mitglieder der Brüderschaft halten ihre Traditionen und die Geschichte der Salzwirker lebendig. So gehören die Halloren mit ihrem typischen Festkleid noch heute zum halleschen Stadtbild.

Bei öffentlichen Schausiedeveranstaltungen im Technischen Halloren- und Salinemuseum sowie auf großen Festen der Brüderschaft und unserer Stadt werden alte Bräuche, wie das Fahnenschwingen, der Zappeltanz und das Fischerstechen, gepflegt.

Auch heute sind die Halloren wieder aktiv bei ihren historischen Stadtführungen unter dem Thema "Auf salzigen Spuren der Halloren" und bei dem traditionellen Grabgeleit auf den Friedhöfen der Stadt Halle und des Saalkreises.